DaFMat - Deutsch für Chinalektoren

Wenn Sie dies hier sehen können, versteht Ihr Browser kein CSS, oder Sie haben CSS-Stylesheets ausgeschaltet.

10. Februar 2009

Studienjahr 3

Konzeption des Schreibkurses im dritten Studienjahr

Für die Konzeption des Schreibkurses sind folgende Dinge zu berücksichtigen:

Als Abschlussarbeit (Bachelorarbeit) im vierten Studienjahr müssen die chinesischen Germanistikstudenten eine Arbeit im wissenschaftlichen Stil im Umfang von etwa 20 Seiten verfassen. Im vierten Studienjahr damit anzufangen ist erfahrungsgemäß in der Regel zu spät um eine einigermaßen akzeptable inhaltliche Qualität zu gewährleisten. Daher bildet das wissenschaftliche Arbeiten im dritten Studienjahr einen zentralenSchwerpunkt. Gestützt wird das wissenschaftliche Arbeiten außerdem durch das Erlernen von Textsorten wie Exzerpt und Texterörterung, die jeweils aus unterschiedlicher Perspektive den Umgang mit Sachtexten trainieren sowie der Interpretation von Abbildungen, Schaubildern, Tabellen und Diagrammen, was den kritischen Umgang mit Daten fördern soll.

Da die Studenten im dritten Studienjahr teils auch schon anfangen, sich um ihre Zukunft zu sorgen, wird von ihnen dankbar angenommen, wenn man mit ihnen das Schreiben von Bewerbungen, tabellarischer Lebenslauf und Anschreiben, übt. Parallel können mit den Studenten im Kurs  Lesen & Diskutieren Bewerbungsgespräche mündlich geübt werden.

Einen weiteren Schwerpunkt bildet, da es sich um ein Germanistik-Studium handelt, auch das Schreiben über Literatur. In diesem Kurs sollen die Studenten lernen, literarische Texte, hier Kurzgeschichten, zu analysieren. Wünschenswert wäre, von der Analyse auch zur Interpretation von literarischen Texten zu kommen, aber das ist erfahrungsgemäß in der zur Verfügung stehenden Zeit kaum zu leisten, da die chinesischen Studenten im Gegensatz zu deutschen Studenten nicht die dafür notwendigen Voraussetzungen mitbringen. Das Analysieren und Interpretieren von Literatur ist in der Regel im Gegensatz zu Deutschland nicht Teil des Curriculums an chinesischen Schulen. Für die Studenten ist das hartes Brot und in drei oder vier Wochen lässt sich diese Fähigkeit kaum vermitteln. Dennoch sollen auch Unterrichtspläne und Materialien zum Thema "Literarische Interpretation" angeboten werden. Bei Deutschabteilungen, die andere Schwerpunkte als Literaturwissenschaft haben, würde ich wahrscheinlich anstelle von Literaturanalyse andere Textsorten behandeln.

Mit diesen Überlegungen ergibt sich für das dritte Studienjahr im Schreibkurs in etwa folgende Struktur:

1. Semester (ca. 16 Veranstaltungen)
4 Veranstaltungen: Exzerpieren
2 Veranstaltungen: Abbildungen interpretieren
7 Veranstaltungen: Wissenschaftliches Arbeiten
3 Veranstaltungen: Bewerbungen schreiben

Folgende Leistungen müssen die Studenten in diesem Semester erbringen:
- Exzerpt (Prüfung in der 8. oder 9. Woche, gewertet als Semesterprüfung)
- Hausarbeit im wissenschaftlichen Stil (als Gruppenarbeit von jeweils 4-5 Studenten, ca. 8-10 Seiten Text, Abgabe Ende Dezember)
- Anschreiben (Prüfung gewertet als Zwischenprüfung)

2. Semester (ca. 16 Veranstaltungen)
6 Veranstaltungen: Texterörterung
2 Veranstaltungen: Kolloquium zu den Hausarbeiten im wissenschaftlichen Stil (3. und 8. Woche)
8 Veranstaltungen: Literaturanalyse

Bei den Kolloquien werden die Studenten in Gruppen mit 8-12 Studenten (= 4-6 Paare) aufgeteilt. Im Stil der in Deutschland üblichen Kolloquien sollen sie nacheinander über ihre wissenschaftlichen Schreibprojekte reden. Die anderen Studenten und der Lehrer können ihnen Fragen stellen, Tipps und Anregungen geben, Kritik äußern usw.

Folgende Leistungen müssen die Studenten in diesem Semester erbringen:
- Texterörterung (Zwischenprüfung in der 9. Woche)
- Hausarbeit im wissenschaftlichen Stil (als Partnerarbeit, ca. 10-12 Seiten Text, Abgabe Anfang Juni)
- Analyse einer Kurzgeschichte (Semesterprüfung)

In der letzten Semesterwoche referieren die Studenten über die Themen ihrer Arbeiten im wissenschaftlichen Stil. Das wird als Abschlussprüfung im Fach Lesen & Diskutieren gewertet. Das Verfassen von wissenschaftlichen Hausarbeiten in Verbindung mit mündlichen Präsentationen entspricht der in Deutschland üblichen Form der Erbringung von Leistungen.